Artist Statement

(Scroll Down for German Version)

In my work I extract, from an omnipresent flood of media, images and fuse them with (art-) historical references to create works of high symbolic content. Parallel to the antithetic philosophy of the Baroque towards life (Carpe Diem and Memento Mori), my imagery meanders between concrete existential themes and superficial motifs of desire, as they are represented in our present society.

I am committed to discover (slightly) morally-incorrect imagery from different visual sources, which I then internalize in order to transform within my work. My personal interpretation of these images juxtaposes with their direct representation. I return repeatedly to an established collection of images. My inner dialogue with my archive leads to the crystallization of particular, often tragic-comic themes.

I effect a confrontation between disparate motifs, wherein the tension creates pictorial content. The contrasting motifs appear ordered within the depicted architecture (their stage). Upon first glance one perceives the pseudo-narrative, which may be repulsive or seductive, and which is made up of an accumulation of disparate images. In the end, my works are based on an allegorical idea, which reflects a contradictory inner state, as well as the struggle between myself and the imagery. With various strategies of creating a distance from the depicted motifs, I create modern, subjective allegories.

The subjectively motivated themes are mirrored in the use of my own self, in either large figurative scenes or detailed single portraits, through an interpretation of an, often stereotypical, character. Thereby my body serves me as available artistic material. By painting myself, for example as a Nazi victim, I show the conflict between this persona and my individual character. The selected roles are in some way connected with my biography, but they also reflect the world I’m living in.

In my very personal engagement with themes of death, bodily injury, and violence, it is important to me to break up the shown sadness through irony. This irony is accelerated by the use of stereotypical and aggressive stylistic devices, such as an exaggeration past the threshold of pain. It is also an attempt to get to new pictorial inventions and to enable, through the creation of a subjective world, a new perspective on the seemingly familiar or the unseen.

A.T. (June 2011)


Fasziniert von der gegenwärtigen Bilderflut, bediene ich mich aus ihr und verschränke die populären Motive mit (kunst-)historischen Vorbildern. Es entstehen daraus Bilder mit übersteigerter Sinnbildhaftigkeit. Ähnlich wie in der antithetischen Lebensphilosophie des Barocks (Carpe Diem und Memento Mori), oszilliert meine Motivik zwischen Existentiellem einerseits und Klischeehaftem, oft Triebhaften andererseits. Ich strebe nach einer Transzendenz des Alltäglichen, verbunden mit einer Lust am Pathos und geleitet von kathartischen Ordnungsprinzipien.

Bei meiner ständigen Suche nach, mir als Inspirationsquelle dienendem, Bildmaterial, fokussiere ich vor allem Motive, welchen gleichzeitig etwas Anziehendes und Abstoßendes anhaftet. Durch einen intensiven Internalisierungsprozess gelingt es mir, die einzelnen Versatzstücke für mich verfügbar zu machen. Erst das verinnerlichende Nacherleben dessen, was als widersprüchlich erlebt wird, ermöglicht mir die anschließende Phase der Nachinszenierung bzw. der Neuinszenierung. Durch freies Changieren zwischen unterschiedlichsten Bildwelten und durch synchrone, assoziative Recherche-Bewegungen, bilden sich – mitunter tragikomische – Themen-Konglomerate heraus.

Häufig prallen in meinen Bildern mehrere Assoziationsketten aufeinander. Die unterschiedlichsten, oft äußerst disparaten Bildmotive, verflechte ich in eine streng konzipierte Bildarchitektur. Durch die Anhäufung der Motive wird eine scheinbar narrative Situation evoziert, doch auf erzählerischer Ebene wirken meine Werke zunächst dysfunktional, stellen allenfalls eine kurze Sequenz dar. Hinter meinen Bildern stecken oft situative, assoziative Ideen, welche auf einen widersprüchlichen inneren Gefühlszustand hinweisen, aber auch auf die Konfrontation meines Künstler-Ichs mit der Außenwelt. So sind sie für mich ebenfalls Hilfskonstruktionen zur künstlerischen Untersuchung von innerer Zerrissenheit. Ich bringe meine Werke mit verschiedenen Strategien der Distanzierung in die Nähe von stellvertretenden Allegorien, allerdings ohne eine klare Botschaft vermitteln zu wollen. Die Form der Allegorie greife ich auf, um in ihr die Widersprüche vereinen zu können, ohne sie aufzulösen. Durch die Schichtung von Bildoberfläche und subjektivem Inhalt, erschaffe ich Sinnbilder, die sich einer linearen Lesbarkeit zunächst verweigern, als „offene Fragestellungen” intendiert sind.

Mich interessiert die Verwendung von symbolisch aufgeladenen Motiven. Am Anfang der Verwendung symbolischer Motive steht der Versuch, sie von ihrer Symbolik gereinigt zu betrachten, um danach frei mit ihnen umgehen zu können. Dabei treibt mich die Frage um, ob es möglich ist „symbolisch vorbelastete Motive” völlig neu zu interpretieren oder ihnen einen subjektiven Inhalt hinzuzufügen. Auch beschäftige ich mich mit „Kontext-Verschiebungen”: Dies geschieht indem ein Motiv mit einem, ihm fremden Kontext in Verbindung gebracht wird und es dabei seine alte Bedeutung, zumindest teilweise, einbüsst. Bei meiner künstlerischen Arbeit mit symbolischer Bedeutung möchte ich untersuchen, welche neuen Bilder aus der Verbindung und „Kontext-Verschiebung” modifizierter Symbole entstehen.

Das Zurückgeworfensein auf das eigene Ich, das verzweifelte Streben nach Erlösung aus dieser Verstrickung, reflektiere ich in meiner Kunst durch die exzessive Verwendung meines Selbst. Person, Biographie und Körper sind mir vertrautes Grundmaterial einer subjektiven Analyse meines Seins, welches ich durch rollenspielhafte, transgressive Selbst-Inszenierungen aufbreche („Transgressive Handlungen“). Die Sehnsucht nach der Überwindung des eigenen Seins und das Scheitern daran, manifestieren sich in meinen Werken als „vitalistische Starre”. Der Wunsch nach Transformation des Selbst und die Härte der eigenen Physis bilden die Antagonisten meiner Malerei. Den Kampf dieser Gegensätze greife ich malerisch innerhalb einer materialistischen Darstellung seelischer Befindlichkeiten: Dinge werden beseelt und Seelisches materialisiert. In experimentellen Rollenspielen und mithilfe digitaler Bildveränderung versuche ich, körperliche und geistige Erfahrungen bildlich zu objektivieren. Trotz, oder gerade durch die Darstellung subjektiver Totalität, beschäftige ich mich mit der Außenwelt in ihrer Vielfalt. Wichtig ist mir beispielsweise die synchrone Darstellung von weiblichen und männlichen Sichtweisen. Oder: Indem ich mich als Gesellschafts-Opfer darstelle, als Zigeunerin oder als Nazi-Opfer, schildere ich den Zwiespalt zwischen dieser Rolle und meinem Künstler-Ich. Das Auseinanderfallen von geistiger und bildlicher Ebene, offenbart sich hierbei vor allem in der „Berührung“ des Betrachters durch den gemalten Blick.

Indem ich entlang der neuronalen Vertiefung meines Traumas arbeite, erscheint es manchmal nahe liegend, meine Kunst als egoistische Bewältigungsstrategie zu begreifen. Bei der intensiven Beschäftigung mit Darstellungen von Tod, körperlicher Verletzung und Gewalt, ist es mir wichtig, die dargestellte Tristesse wieder auszubalancieren und eine zuversichtliche Aussicht herzustellen. Dabei bediene ich mich populärer Motive und vor allem der Ironie, welche oftmals forciert wird, durch die Verwendung von stereotypen und aggressiven Stilmitteln, wie der Übertreibung – auch über die Schmerzgrenze hinaus. Hier liegt auch die Schnittstelle zwischen inneren Themen und popkulturellen Einflüssen.

Positiv produktiv sind meine Werke nicht zuletzt durch mein Streben nach neuen Bilderfindungen, wobei mir die Malerei die Möglichkeit bietet auch das Unmögliche darzustellen. Durch die Schaffung von mehrschichtigen Bildwelten möchte ich eine neue Perspektive auf das scheinbar Vertraute und das bereits Unsichtbare ermöglichen.

A.T. (April 2012)